Die elektronische Patientenakte wird Pflicht

Wissen Sie eigentlich, was da auf Sie zukommt?  

Bis jetzt sind Ihre Krankengeschichte, Ihre Befunde, Ihre Sorgen und Nöte ein absolutes Geheimnis, das außer Ihren behandelnden Ärzten und Sie selber niemanden etwas angeht.  Die digitale Speicherung dieser Informationen in einer Cloud hebelt jedoch die ärztlichen Schweigepflicht schlichtweg aus.  Berechtigte Interessenten bekommen Zugang zu Ihren Daten. Zum einen ist das berechtigte Interesse nirgendwo definiert, über Strohmänner und Scheinfirmen kommen Versicherungen, Banken und andere mittelfristig problemlos an Ihre Krankenakte. Zum anderen sind die Daten zwar pseudonymisiert, aber mit etwas Computerhilfe problemlos auf Sie persönlich zurückverfolgbar.

Das darf unter keinen Umständen passieren.

Daten sind niemals sicher. Was im Netz steht, kann gehackt werden, und dann werden Ihre intimsten Gesundheitsdaten ganz schnell im Darknet gehandelt. Und es gibt sehr viele Interessenten dafür. Was einmal in den falschen Händen landet, ist nie wieder rückholbar. In anderen Ländern ist das schon passiert (1,2,3,4,5) Und wer erzählt, dass ein System unknackbar sicher sei, glaubt auch an den Weihnachtsmann.

Wollen Sie das riskieren?

Wenn Sie das nicht wollen, müssen Sie der Einrichtung einer solchen digitalen Akte aktiv widersprechen. Bei Ihrer Krankenkasse.

Elektronische Patientenakte (ePA)

Die ePA (elektronische Patientenakte) kommt. Auch unsere Praxis kommt nicht daran vorbei. Die offizielle Werbetrommel zum Thema verschweigt jedoch viele damit verbundene Probleme.

Wir haben uns schon früher sehr eindeutig dazu geäussert (hier, hier und hier nachzulesen).  Wir sehen uns mehr denn je in der Verantwortung, unsere Patient*innen darüber aufzuklären, dass die ePA als patientengeführte Akte definitiv nicht unter dem Schutz der ärztlichen Schweigepflicht steht.

Die ärztliche Schweigepflicht gilt grundsätzlich uneingeschränkt für alle Daten, die sich in ärztlicher Obhut befinden, ob schriftlich auf Papier oder elektronischer Form. Alle Daten, die dagegen auf Wunsch von Patient*innen die ärztliche Obhut verlassen, ob auf Papier oder in elektronischer Form, verlieren den Schutz der ärztlichen Schweigepflicht.

Es gab inzwischen weltweit viele Hackerangriffe gegen Datenbanken mit Gesundheitsdaten.  Machen Sie sich bitte bewusst, dass Ihre Gesundheitsdaten eine Menge Geld wert sind – für Versicherungen, Pharma- und Werbeindustrie. Die ePA wird auf zentralen Servern geführt, von denen wir weder die Betreiber noch die Standorte kennen. Sicherheitsmassnahmen können wir nicht beeinflussen.

Wir bitten Sie, dies zu bedenken, wenn Sie Ihre Gesundheitsdaten der ePA anvertrauen wollen.

Weitere Informationen zum Thema:

 

 

2019: Ihre Gesundheitsdaten, Angriffe auf die Schweigepflicht, Datenschutz und mehr

Wir haben ja schon die eine oder andere Anmerkung zum Thema kommender Angriffe auf die Schweigepflicht gemacht, aber dieses Jahr wird es leider ernst. Für Sie und für uns.

Alle Ärzte unterliegen der Schweigepflicht. Absolut und ohne wenn und aber. Das ist eines der grundlegenden Prinzipien der Arzt-Patienten-Beziehung. Alles, was Sie Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt berichten, geht niemand anderen etwas an. Es gibt aber Leute, die das ändern wollen, und das können wir in keinem Fall gutheißen.

Gesundheitsdaten sind langlebig. Sie begleiten Sie Ihr Leben lang, Und nicht nur Sie, sondern auch Ihre Kinder und Enkel, denn viele Krankheiten haben eine familiäre Komponente. Und wenn solche Daten in der Öffentlichkeit landen, haben wir alle ein ernsthaftes Problem.

Die vom Gesetzgeber und der Industrie forciert geforderte und den Ärzten jetzt zwangsweise aufgedrückte elektronische Patientenakte bedeutet nichts anderes, als daß hochsensible Gesundheitsdaten im Internet in einer Datencloud, also irgendwo im Internet abgespeichert werden. Und wenn sie noch so sicher sein sollen: die Wahrscheinlichkeit, daß elektronisch im Netz gespeicherte Gesundheitsdaten unsicher sind und in unbefugte Hände gelangen, liegt derzeit bei 5% pro Jahr. Das bedeutet, daß in 5 Jahren rein rechnerisch die Wahrscheinlichkeit bei über 20 % liegt, in 50 Jahren bei über 90 %. Und da ist die Weiterentwicklung der Computertechnik wie Quantenrechner etc. noch nicht mit einkalkuliert. Einen Zwanzig- oder Dreißigjährigen betrifft das also genauso wie einen Siebzigjährigen. Wenn Sie jetzt noch die zunehmende laborchemische Analyse von Genomdaten hinzunehmen, die bereits heute mehr und mehr zum Standard wird, können Sie absehen, daß diese Daten das Leben Ihrer Kinder und Kindeskinder massiv beeinträchtigen werden. Und machen Sie sich bitte auch bewusst, dass Ihre Gesundheitsdaten eine Menge Geld wert sind – für Versicherungen, Pharma- und Werbeindustrie.

Die Telematikinfrastruktur, die elektronische Patientenakte und Gesundheitsapps wie Vivy & Co gehen genau in diese Richtung. Wehren Sie sich bitte gegen diese Entwicklung, fragen Sie Ihre Bundes- und Landtagsabgeordneten … und fragen Sie bitte genau nach.

Wer mehr zum Thema erfahren möchte, sollte sich unbedingt diesen Vortrag hier anschauen. Dauert etwa eine Stunde, ist aber absolut lohnenswert.

 

 

Vivy & Co

Einige Krankenkassen propagieren derzeit eine neue App mit dem Namen Vivy, die zum einen eine elektronische Gesundheitsakte im Smartphone darstellt und zum anderen eine Art persönlichen Gesundheitsassistenten bieten soll. Hört sich toll an.

Aber:

  • Die App speichert Ihre ganz persönlichen und intimsten Gesundheitsdaten, und die werden in einer Cloud abgelegt. Die Server für die Cloud werden von Amazon Web Services betrieben. Sie vertrauen Ihre Daten also einem gewinnorientierten Grosskonzern an. Und eine Cloud ist alles andere als sicher, auch wenn die Betreiber das Gegenteil noch so oft behaupten.
  • Die App verwendet Tracker und Analytic-Programme, also kleine Unterprogramme, die Eingaben und Daten einschliesslich Standort, Uhrzeit etc. unkontrolliert an Drittfirmen weitergeben. Das wird zwar in der Datenschutzerklärung erwähnt, aber wer liest die wirklich?
  • Die App nutzt viele sogenannte Bibliotheken, die aktuell gehalten werden müssen, was nicht immer garantiert ist.
  • Wenn Ihr Handy verloren geht oder gestohlen wird, hat jeder halbwegs geschickte Hacker unter Umständen direkten Zugriff auf all Ihre Gesundheitsdaten. Wenn Ihr Handy gehackt ist, liegen Ihre Daten offen. Ältere Smartphones, für die es keine Sicherheitsupdates mehr gibt, aber noch von vielen genutzt werden, sind da ganz vorne mit dabei. Und dazu müssen Sie sich gar nicht im Darknet bewegen, die Nutzung normaler Messenger reicht durchaus, um ggf. gehackt zu werden. Siehe hier.
  • Die App hat Schnittstellen zu Fitnesstrackern. Abgesehen davon , dass diese datenschutzrechtlich extrem problematisch sind, bestehen hier weitere Einfallstore für Malware und Hacker .

Mehr Informationen zum Thema finden Sie hier, hier und hier. Selbst hier wird konstruktive Kritik geäussert. Und zu diesem Kommentar ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

 

Überlegen Sie also bitte gut, bevor Sie sich auf eine solche App einlassen. Gesundheitsdaten gehören nicht ins Internet. Niemals.

 

 

 

 

 

 

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