Wissenswertes zu Zecken und Zeckenstichen

Zum Thema Zecken und Zeckenstiche kursieren viele Informationen, die immer wieder zu Unsicherheit, fehlerhafter Diagnostik und falschen und schädlichen Therapieversuchen führen. Deshalb hier ein paar Fakten zum Thema.

Zecken können mehrere Erkrankungen übertragen – die wichtigsten davon sind (in dieser Reihenfolge) Tetanus, FSME und Borreliose. Wohlgemerkt: sie können. Das heisst aber keineswegs, dass jeder Zeckenstich auch gleich eine entsprechende Erkrankung auslöst. Der Mensch verfügt über ein höchst effizientes Immunsystem, und das wird mit dem Grossteil aller Erreger problemlos fertig. Das gilt auch für potentiell von Zecken übertragene Erreger. Dennoch sind einige Massnahmen und Regeln beachtenswert.

Bei einem Zeckenstich (nicht Biss – Zecken stechen – sie beissen nicht) gilt es in erster Linie, den Tetanusschutz zu überprüfen. Vorhanden? Gut. Nicht vorhanden? Auffrischen. Weshalb? Zecken sind vorwiegend dort unterwegs, wo es auch Tetanuserreger (Clostridium tetani) gibt, nämlich auf dem Boden.

Borrelien leben in den hinteren Darmabschnitten der Zecke. Es dauert im Schnitt mindestens zwölf Stunden, bis sie sich nach einem erfolgten Zeckenstich bis zur Wunde vorgearbeitet haben. Wenn sie dann in die Blutbahn eindringen, schafft es das Immunsystem fast immer, die Keime zu eliminieren. Zurück bleibt dann eine sogenannte Serumnarbe, also ein bestimmtes Eiweiss im Blut, das den irgendwann einmal abgelaufenen Kontakt des immunsystems mit Borrelien anzeigt – lebenslang. Gleichzeitig ist damit die weitgehende Immunität gegen weitere Kontakte markiert. Das heisst aber im Umkehrschluss, dass ein Nachweis von Borrelienantikörpern im Blut im Normalfall nur eben genau dies anzeigt, aber keineswegs eine frische Infektion. Die ist nämlich ausgesprochen selten.

Die Diagnose Borreliose ist eine rein klinische Diagnose – Labordiagnostik kommt sinnvollerweise nur in unklaren Ausnahmefällen zum Einsatz. Die sogenannte Neuroborreliose ist zum Glück sehr selten und kann ausschliesslich durch eine Untersuchung von Rückenmarksflüssigkeit nach Lumbalpunktion diagnostiziert werden. Sonstige Laborbefunde sind unnötig und irreführend. Auch die Untersuchung der entfernten Zecke auf Borrelien oder sonstige Erreger ist sinnlos und gefährliche Geldmacherei, da dies nichts über eine eventuelle Infektion aussagt. Aus einem Befall der Zecke mit irgendwelchen Erregern eine Therapieindikation abzuleiten, ist nicht nur unsinnig, sondern gefährlich.

Was also tun?

Entfernen Sie die Zecke schnellstmöglich. Beobachten Sie die Stichstelle. Eine kleine lokale Entzündungsreaktion ist völlig normal. Interessant wird es erst, wenn sich ein wachsender roter Kreis um den Biss bildet. Dann – und nur dann – kommen Antibiotika zum Einsatz. Eine „blinde“ Antibiotikaprophylaxenach Zeckenstich ist unsinnig und gefährlich. Auch eine Langzeittherapie mit Antibiotika ist niemals indiziert – wenn tatsächlich mal eine echte Borreliose nachgewiesen ist, reicht fast immer eine Kurzzeittherapie. Die sogenannte „chronische“ Borreliose ist ein Mythos, der jeglicher naturwissenschaftlicher Grundlage entbehrt.

Viel wichtiger ist der Schutz gegen Tetanus und FSME – diese Krankheiten können nämlich im Gegensatz zur Borreliose nicht therapiert werden und sind mit einer hohen Mortalität verbunden. Impfen schützt dagegen.

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