Elektronische Patientenakte (ePA)

Die ePA (elektronische Patientenakte) kommt. Auch unsere Praxis kommt nicht daran vorbei. Die offizielle Werbetrommel zum Thema verschweigt jedoch viele damit verbundene Probleme.

Wir haben uns schon früher sehr eindeutig dazu geäussert (hier, hier und hier nachzulesen).  Wir sehen uns mehr denn je in der Verantwortung, unsere Patient*innen darüber aufzuklären, dass die ePA als patientengeführte Akte definitiv nicht unter dem Schutz der ärztlichen Schweigepflicht steht.

Die ärztliche Schweigepflicht gilt grundsätzlich uneingeschränkt für alle Daten, die sich in ärztlicher Obhut befinden, ob schriftlich auf Papier oder elektronischer Form. Alle Daten, die dagegen auf Wunsch von Patient*innen die ärztliche Obhut verlassen, ob auf Papier oder in elektronischer Form, verlieren den Schutz der ärztlichen Schweigepflicht.

Es gab inzwischen weltweit viele Hackerangriffe gegen Datenbanken mit Gesundheitsdaten.  Machen Sie sich bitte bewusst, dass Ihre Gesundheitsdaten eine Menge Geld wert sind – für Versicherungen, Pharma- und Werbeindustrie. Die ePA wird auf zentralen Servern geführt, von denen wir weder die Betreiber noch die Standorte kennen. Sicherheitsmassnahmen können wir nicht beeinflussen.

Wir bitten Sie, dies zu bedenken, wenn Sie Ihre Gesundheitsdaten der ePA anvertrauen wollen.

Weitere Informationen zum Thema:

 

 

Sensible Patientendaten in Gefahr

Was wir seit langem gefürchtet haben, ist nun eingetreten. Die vom Bundesgesundheitsministerium forcierte Zwangsdigitalisierung hat intime Patientendaten für Hacker zugänglich gemacht, weil die gesetzlich vorgeschriebene Vernetzung von Arztpraxen von Grund auf unsicher ist.

Ein Beitrag der Sendung Panorama 3 des NDR vom 12.11.2019 zeigt die Zusammenhänge auf.

Bundesgesundheitsminister Spahn schiebt die Schuld dafür der Ärzteschaft zu, anstatt selber zur Verantwortung seines Ministeriums zu stehen. Es muß klar gesagt werden, daß so gut wie keine Praxis in Deutschland freiwillig der gesetzlichen Vorgabe zur Telematik-Vernetzung gefolgt ist, sondern ausschließlich unter Zwang. Ärzte sind nunmal keine IT-Spezialisten und können mit Fug und Recht erwarten, daß aufgezwungene technische Veränderungen sicher sind. Systemimmanente Fehler dürfen deshalb nicht den Zwangsnutzern zur Last gelegt werden.

Unsere Praxis hat sich dem Zwang zur Vernetzung bisher verweigert, weil wir der Meinung sind, daß Patientendaten nicht ins Internet gehören. Wir haben einen Eid abgelegt, alle Geheimnisse unserer Patienten um jeden Preis zu schützen, und dazu stehen wir.  Egal was Herr Spahn sagt. Mehr dazu hier.

2019: Ihre Gesundheitsdaten, Angriffe auf die Schweigepflicht, Datenschutz und mehr

Wir haben ja schon die eine oder andere Anmerkung zum Thema kommender Angriffe auf die Schweigepflicht gemacht, aber dieses Jahr wird es leider ernst. Für Sie und für uns.

Alle Ärzte unterliegen der Schweigepflicht. Absolut und ohne wenn und aber. Das ist eines der grundlegenden Prinzipien der Arzt-Patienten-Beziehung. Alles, was Sie Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt berichten, geht niemand anderen etwas an. Es gibt aber Leute, die das ändern wollen, und das können wir in keinem Fall gutheißen.

Gesundheitsdaten sind langlebig. Sie begleiten Sie Ihr Leben lang, Und nicht nur Sie, sondern auch Ihre Kinder und Enkel, denn viele Krankheiten haben eine familiäre Komponente. Und wenn solche Daten in der Öffentlichkeit landen, haben wir alle ein ernsthaftes Problem.

Die vom Gesetzgeber und der Industrie forciert geforderte und den Ärzten jetzt zwangsweise aufgedrückte elektronische Patientenakte bedeutet nichts anderes, als daß hochsensible Gesundheitsdaten im Internet in einer Datencloud, also irgendwo im Internet abgespeichert werden. Und wenn sie noch so sicher sein sollen: die Wahrscheinlichkeit, daß elektronisch im Netz gespeicherte Gesundheitsdaten unsicher sind und in unbefugte Hände gelangen, liegt derzeit bei 5% pro Jahr. Das bedeutet, daß in 5 Jahren rein rechnerisch die Wahrscheinlichkeit bei über 20 % liegt, in 50 Jahren bei über 90 %. Und da ist die Weiterentwicklung der Computertechnik wie Quantenrechner etc. noch nicht mit einkalkuliert. Einen Zwanzig- oder Dreißigjährigen betrifft das also genauso wie einen Siebzigjährigen. Wenn Sie jetzt noch die zunehmende laborchemische Analyse von Genomdaten hinzunehmen, die bereits heute mehr und mehr zum Standard wird, können Sie absehen, daß diese Daten das Leben Ihrer Kinder und Kindeskinder massiv beeinträchtigen werden. Und machen Sie sich bitte auch bewusst, dass Ihre Gesundheitsdaten eine Menge Geld wert sind – für Versicherungen, Pharma- und Werbeindustrie.

Die Telematikinfrastruktur, die elektronische Patientenakte und Gesundheitsapps wie Vivy & Co gehen genau in diese Richtung. Wehren Sie sich bitte gegen diese Entwicklung, fragen Sie Ihre Bundes- und Landtagsabgeordneten … und fragen Sie bitte genau nach.

Wer mehr zum Thema erfahren möchte, sollte sich unbedingt diesen Vortrag hier anschauen. Dauert etwa eine Stunde, ist aber absolut lohnenswert.

 

 

Telematik-Infrastruktur – Update

Unsere Einschätzung der sog. Telematik-Infrastruktur und der daraus resultierenden Datenschutzprobleme hat sich nicht geändert. Ganz im Gegenteil. Wir stehen mehr denn je dazu, daß

  • die ärztliche Schweigepflicht unverletzlich bleiben muß
  • Gesundheitsdaten nicht weitergegeben werden dürfen und schon gar nicht ins Internet gehören

Das Konzept Telematik-Infrastruktur steht dem komplett entgegen. Wir machen da nicht mit. Und wir stehen mit dieser Ansicht nicht alleine da.

 

 

 

 

Lesenswert: was passiert mit Ihren Gesundheitsdaten?

Der Gesetzgeber verpflichtet Praxen, Krankenhäuser und andere Gesundheitsdienstleister zu höchsten Standards bezüglich Datenschutz. Mit Recht.

Auf der anderen Seite aber werden Ihre sensibelsten Gesundheitsdaten zwangsweise einem Privatunternehmen frei Haus geliefert, das sein Geld u. a. mit Bonitäts- und Wirtschaftsauskünften macht: der Firma Arvato, einem Tochterunternehmen von Bertelsmann. Und jede Arztpraxis im Land ist gesetzlich verpflichtet, dabei mitzumachen – Stichwort Telematik.

Was da passiert und wer etwas davon hat, können Sie hier nachlesen.

Zu den Gewinnern dabei zählen ganz sicher weder Sie noch wir.

Elektronische Gesundheitskarte und Telematik in der Arztpraxis ab 2018

Auf Patienten und Arztpraxen kommen im nächsten Jahr erhebliche Veränderungen zu, die aus vielen Gründen sehr kritisch hinterfragt werden müssen.

Ab Juli 2018 schreibt der Gesetzgeber einen sog. „Online-Abgleich“ der Daten auf Ihrer Krankenversicherungskarte vor (Versichertenstammdatenmanagement). Das bedeutet, dass in der Arztpraxis die auf der Krankenkassenkarte gespeicherten Daten mit den bei der Krankenversicherung gespeicherten Daten abgeglichen werden müssen. Dafür braucht die Arztpraxis eine Onlineanbindung an die Krankenkasse; die Krankenkasse kann dadurch potentiell auf die komplette Arzt-EDV zugreifen (auch wenn sie das -noch- nicht darf). Der Datentransfer erfolgt verschlüsselt.

Damit sind viele kritische Punkte verknüpft:

Die notwendige elektronische Infrastruktur muss installiert und gewartet werden, was pro Praxis sehr viel Geld kostet, das teils aus den Geldern der GKV-Beitragszahler finanziert wird, aber auch mit erheblichen Folgekosten für jede einzelne Praxis verbunden ist. Es gibt bisher bundesweit lediglich einen Anbieter, der dadurch quasi ein Monopol auf den Datenzugriff in allen bundesdeutschen Arztpraxen erhält. Wer dann schlussendlich wirklich Zugriff auf Ihre Gesundheitsdaten haben wird, ist völlig unklar. Durch den verschlüsselten Transfer kann niemand kontrollieren kann, welche Daten dabei wohin fliessen. Offiziell ist alles natürlich ganz sicher, praktisch gesehen sind durchaus Zweifel angebracht. Die Attacken durch Malware, Viren und Trojaner der letzten Monate zeigen, wieviel solch „sichere“ Systeme wert sind. Mit etwas Hackergeschick ist dann der komplette Inhalt Ihrer Patientenakte zugänglich. Nebenbei bemerkt: auch Ihre Krankenkassen geht Ihre Patientenakte rein nichts an.

Der Abgleich der Versicherungsdaten ist eine Aufgabe der Krankenkassen, die so – mit erheblichen Sicherheitsrisiken – auf die Arztpraxen verlagert wird. Der Abgleichvorgang an sich kostet pro Patient mehrere Minuten. Das dürfte zu massiven Wartezeiten bei der Ausgabe von Rezepten, Überweisungen etc. führen. Wenn das Internet mal nicht funktioniert, geht gar nichts mehr.

Langfristig soll das System erweitert werden. So soll in Zukunft z. B. jedes einzelne Rezept auf Ihrer Krankenkassenkarte vermerkt werden – was dann wiederum PIN-bewehrte Abfragevorgänge in jeder Apotheke und jeder Arztpraxis nötig machen wird. Langfristig ist auch eine elektronische Patientenakte mit zentraler Speicherung geplant.

Das System wird unnötig und riskant verkompliziert – ohne jeden erkennbaren Nutzen. Und niemand sagt etwas dazu. Fragen Sie bitte Ihren Bundes– und Landtagsabgeordneten, ob ihm/ihr bewusst ist, was da auf uns alle zu kommt. Und machen Sie sich bitte auch bewusst, dass Ihre Gesundheitsdaten eine Menge Geld wert sind – für Versicherungen, Pharma- und Werbeindustrie.

 

 

Telemedizin – die Bundesregierung macht Druck

Zwölf Jahre nach der Beschlussfassung über die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte macht die Bundesregierung massiv Druck zur Umsetzung der damit verbundenen digitalen Vernetzungsmöglichkeiten.  Mehr Hintergrundinformationen dazu finden Sie hier und hier.

Wenn diese Beschlüsse umgesetzt werden, wandern Ihre Gesundheitsdaten durch das internet. Zwar verschlüsselt und angeblich sicher, aber …

Der Bundestag hat am 3.7.2015 in erster Lesung über das sogenannte E-Health-Gesetz debattiert. Die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Gesundheit Anette Widmann-Mauz MdB hat dabei die Formulierung „Ausreden werden wir nicht mehr hinnehmen.“ verwendet.

Hierzu im Folgenden ein lesenswerter Kommentar des Vorstandsmitglieds der KVB Dr. med. Ilka Enger, veröffentlicht mit Genehmigung der Autorin.

 


Ich glaube, es hackt!

Und dieses Mal ist es nicht nur so eine Redensart, sondern bittere Realität im Bundestag, aber auch bei Merkels Handy und in einigen Ministerien.

Und nun wollen uns diejenigen, bei denen es wohl hackt – und zwar an allen Ecken und Enden – zwingen, dass man auch bei uns ungestört hacken kann in den Praxen und bei den Daten unserer Patienten.

Es mutet ja fast schon wie Satire an, wenn derselbe BSI, der beratend für das Netzwerk des Bundestages zuständig ist und der auf Grund einer gewissen personellen Unterdeckung nicht in der Lage ist, zeitgerecht die Online-Terminals für die Testanwendungen abzunehmen, jetzt allen Ernstes von Frau Widmann-Mauz als der technische Goliath der Telematikinfrastruktur benannt wird.

Wie gesagt – es hackt anscheinend.

Und so richtig wütend macht es mich, wenn ein Herr Franke sagt, er will keine meckernden Ärzte mehr. Ja, Herr Franke, Sie haben es bald geschafft, denn mit Ihrer Politik werden Sie bald nicht nur keine meckernden, sondern gar keine Ärzte mehr haben. Aber Hauptsache dann steht das „Gesundheitsnetzwerk“ zur Verfügung – wer behandelt ist ja dann wurscht, nicht wahr.

Und noch viel wütender macht mich als gestandener Mediziner der Gouvernantenton, der da im Parlament angeschlagen wird. „Wir dulden keine Ausreden mehr

Ich dulde es eigentlich nicht, wenn jemand mit mir so spricht. Insbesondere dulde ich nicht, dass jemand, der von Tuten und Blasen keine Ahnung hat und ignorant die Probleme des Datenschutzes negiert und dabei noch das Arzt-Patienten-Geheimnis untergräbt, so die Backen aufbläst.

Diese Politik, die da am Werke ist, hat bereits Milliarden für diesen Blödsinn rausgehauen, um damit die IT-Industrie aus Versichertengeldern zu sponsern und sie wird weitere Milliarden raushauen, denn es wird ja jetzt schon deutlich, dass es die nächste Kartengenerationen für fast 200 Mio. Euro braucht und vermutlich auch die Kartenlesegeräte dann nicht mehr brauchbar sind, mit denen unsere Praxen quasi zwangsweise beschickt wurden. Was das kostet, will ich gar nicht wissen!

Eine Frage: Braucht diese Regierung nicht ihr Geld nötiger in Griechenland? Ach nein – sind ja nur Versichertengelder, die da rausgeblasen werden und die braucht man doch nicht wirklich für die Gesundheitsversorgung insbesondere, weil wir ja keinen demographischen Wandel haben.

Wie gesagt – es hackt gewaltig in Deutschland!

Ilka M. Enger

Mitglied des Bayerischen Facharztverbandes
Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns

 


Weitere Informationen zum Thema:      (1)  (2)  (3)   (4)


 

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